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Grußwort:

Verband Baden-Württembergischer Omnibus -
unternehmer e.V. (WBO)

Mit dem Bus unterwegs im Südwesten 

Die Geschichte des Omnibusverkehrs in Baden-Württemberg

60 Jahre Baden-Württemberg - das heißt auch 50 Jahre Linien- und Reiseverkehr mit Omnibussen im Südwesten. 

Im Grunde genommen begann die Geschichte des Omnibusverkehrs in Baden und Württemberg sogar viel früher, genauer gesagt um 1. Oktober 1898, als die erste süddeutsche Kraftfahrlinie ihren Betrieb von Bad Mergentheim über Dötzbach nach Kanzelsau aufnahm. Knapp drei Stunden benötigte der ,,Benz Viktoria"-Motorwagen damals für die knapp 30 Kilometer. Heute schaffen die modernen Omnibusse diese Strecke in einer Stunde. Damals machten die Tücken 
der Technik dem neuen Verkehrsmittel schnell den Garaus, und schon nach einem Jahr wurden wieder die Pferde aus dem Stall geholt. 

Aber der Anfang war gemacht, und der Siegeszug des ,,Kraftomnibusses" war nicht mehr aufzuhalten. Nachdem in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts weitere Linien eingerichtet wurden, befasst sich 1906 erstmals der württembergische Landtag mit dem Thema " Buslinien" und setzte sich für den Aufbau von Omnibuslinien im ganzen Land nachdrücklich ein. 

Die erste wirklich regelmäßig verkehrende Linie wurde Ende 1905 zwischnen Sindelfingen und dem drei Kilometer entfernten Böblingen eingerichtet. Mit über 20 Fahrten am Tag bestand schon ein sehr dichtes Angebot. Teilweise waren es auch die Omnibushersteller, die neue Buslinien einrichteten oder deren Einrichtung zumindest finanziell unterstützten. 

1914 gab es in Württemberg bereits 87 Omnibuslinien, davon 50 Linien privater Unternehmer, mit einer Streckenlänge von über 1.400 km. Damit hatte Württemberg das dichteste Busnetz aller deutschen Länder. In Baden war das Netz weitaus weniger dicht. Hier gab es Linien hauptsächlich im Süd- und Nordschwarzwald und im Rhein-Neckar- Raum. 

Den ersten Weltkrieg überstanden die badischen und württembergischen 
Omnibusuntemehmer noch relativ glimpflich, obwohl es auch verbreitet zur Requirierung von 
Omnibussen kam. 

Nach dem Krieg führte die neue Reichsregierung erstmals die Pflicht ein, dass Linienverkehre genehmigt werden mussten. Bis dato konnte jeder Verkehrsleistungen auf jeder beliebigen Strecke erbringen. Die weitere Expansion dieses Wirtschaftszweiges konnte die Genehmigungspflicht nicht aufhalten - denn nun standen Hunderte ungenutzter Armeelastwagen herum, die findige Unternehmer mit neuen Busaufbauten versehen ließen. So kam es in den 20er Jahren zu einer 
Gründungswelle neuer Busbetriebe, darunter auch heute noch bekannte Namen wie Hafner, Pflieger oder Hildenbrand. 1927 gründeten diese Betriebe ihren ersten Verband, den ,,Verband Süddeutscher Omnibuslinien" 

Gleichzeitig entwickelten auch die neugegründete Reichsbahn und die Reichspost ihre 
Streckennetze - oftmals in Konkurrenz zu den Privaten - weiter. Die Länder gründeten 
gleichzeitig so genannte Kraftverkehrsgesellschaften und Städte ergänzten ihre 
Straßenbahnen mit Omnibuslinien. 

Das zunehmende Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerung musste auch in der Freizeit befriedigt werden. Durch die noch geringe Motorisierung griff man auch hier auf den Omnibus zurück. Die Omnibusreisen der ,,Goldenen 20er" führten zunächst in die heimischen Erholungsräume wie den Schwarzwald, auf die Alb oder an den Bodensee. Für weitere Entfernungen waren weder Straßen noch Busse ausgelegt. 
Diese positive Entwicklung nahm ein jähes Ende, als 1939 der zweite Weltkrieg ausbrach. 
Die meisten Omnibusse wurden von der Wehrmacht requiriert und versahen Dienst als 
Truppentransporter oder Sanitätswagen. Im Linienverkehr durften nur noch kriegswichtige 
Linien befahren werden, die z.B. Arbeiter zu Produktionsstätten wie den Zeppelin-Werken in 
Friedrichshafen oder zu Benz nach Mannheim brachten. Viele Fahrzeuge überlebten den 
Krieg nicht 

Nach Kriegsende, zur "Stunde Null" standen die meisten Omnibusunternehmer mit leeren Händen da. Trotzdem bewegte sich bald wieder etwas: Die Menschen mussten befördert werden, um den Wiederaufbau zu schaffen. Und so wurden gerade in den ländlichen Gebieten oft Lebensmittel gegen Reifen und Treibstoff getauscht, um den Verkehr wieder aufzunehmen. 

Die wenigen Privatautos, die es gab, waren oft zu teuer zu betreiben, und so wurde das folgende Jahrzehnt zur Goldenen Zeit des Busverkehrs. Nicht umsonst sind viele auch heute noch bekannte Busbetriebe genau so alt wie das Land Baden-Württemberg. Durch den Wirtschaftsaufschwung entdeckten die Deutschen ihr Fernweh wieder. Und da es noch kaum Autos gab, war der Bus das bevorzugte Verkehrsmittel, um in die Alpen, an die Nordsee oder immer öfter auch in andere 
europäische Länder zu kommen. 

Aber auch im Linienverkehr erlebte der Bus einen nie gekannten Aufschwung: Die letzten noch nicht durch den öffentlichen Nahverkehr erschlossenen Orte wurden durch Busse an das Nahverkehrsnetz des Landes angeschlossen. Viele Städte entschieden sich, ihre veralteten Straßenbahnen durch moderne Busse und Omnibusse zu ersetzen. Und auch so manche Nebenbahn, deren dampfbespannte Züge langsam und unaktraktiv waren, musste dem schnelleren und flexibleren Bus Platz machen. 

In den 80er Jahren übernahm der Bus die Beförderung vieler Schulkinder von ihren 
Wohnorten zu den neuen Mittelpunktschulen. Durch dieses neue finanzielle Standbein 
konnte gerade im ländlichen Raum auch ein attraktives ÖPNV-Angebot für den Rest der 
Bevölkerung geschaffen werden. 

Im Reiseverkehr sank dagegen der Stern des Omnibusses langsam, da viele Bürger inzwischen über ein eigenes Auto verfügten und auch Flugreisen für viele Menschen erschwinglich wurden. Im Linienverkehr spürten die privaten Pioniere immer stärkeren Konkurrenzdruck durch kommunale Unternehmen und die staatlichen Betriebe Bahn und Post, die sich immer wieder attraktive Linien einverleibten. 

Die 70er und 80er Jahre waren durch einen verstärkten Trend zur Kooperation geprägt. Im 
Linienverkehr entstanden Verkehrsgemeinschaften und Verkehrsverbünde, die dem 
Fahrgast die Nutzung mehrerer Verkehrsmittel und -unternehmen mit einem Fahrschein 
ermöglichten. Die Fahrpläne und Linienwege wurden aufeinander abgestimmt. 

In der Branche machte sich derweil ein Konzentrationsprozess bemerkbar, so wurden 1983 der Bahn- und Postbusverkehr unter der Regie der Bahn vereinigt. 
Private Unternehmen schlossen sich zusammen und seit Mitte der 90er Jahre drängen auch verstärkt ausländische Anbieter auf den Markt. 

Im Reiseverkehr besetzt der Bus erfolgreich Nischen, die von der Bahn oder dem Flugzeug so nicht bedient werden können. 

Gleichzeitig versucht die öffentliche Hand, vermehrt auf den Nahverkehr Einfluss zu nehmen und die Verantwortung zu übernehmen. Vielleicht müssen Linien in Zukunft sogar ausgeschrieben und an den billigsten Anbieter vergeben werden. Die Erfahrungen mit einem solchen verstaatlichten Nahverkehr anderswo zeigen, dass Qualität und Bedienungsstandard leiden, wenn die Verkehre nicht von kompetenten Unternehmen vor Ort organisiert und verantwortet werden. Es bleibt also zu hoffen, dass die hohe Qualität des Nahverkehrsangebotes in Baden-Württemberg, die insbesondere die Verkehrsunternehmen in 50 Jahren geschaffen haben, erhalten bleibt. 

Heute betreiben über 750 Bus Unternehmen mit über 7.000 Mitarbeiter eines der besten Nahverkehrsnetze in Europa. Im Reiseverkehr werden alle Länder Europas angefahren und mit neuen, innovativen Angeboten wie Kultur- oder Radreisen vermehrt jüngere und wohlhabendere Zielgruppen angesprochen, die das Gemeinschaftserlebnis einer Busreise schätzen. 
 

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