Eine Phase des Umbruchs
Die fünfziger Jahre im baden-württembergischen Omnibusbau Baden-Württemberg ist das Herzstück des deutschen Omnibusbaus. Weit mehr als die Hälfte aller in der Bundesrepublik produzierten Busse kommen aus dem "Ländle". Die Tradition des Omnibusbaus in Baden-Württemberg ist dabei viel älter als das Bundesland selbst. Während Baden und Württemberg vor nunmehr genau 50 Jahren durch Volksentscheid zusammengeschlossen wurden, begann die Herstellung von Kraftomnibussen dort bereits im 19. Jahrhundert. Der Mannheimer Automobilpionier Karl Benz schuf 1895 für die Verbindung Siegen - Netphen - Deuz den ersten deutschen Omnibus mit Verbrennungsmotor. Nach der Jahrhundertwende folgten nach und nach weitere Firmen, die Omnibuskarosserien auf nur leicht modifizierten Lkw-Chassis anboten. Diese unbefriedigende Konzeption war bis Mitte des 20. Jahrhunderts gang und gebe. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen ließen zunächst nicht
an eine Weiterentwicklung denken, doch dann nahm das legendäre Wirtschaftswunder
seinen lauf.
Es waren überwiegend mittelständische Familienbetriebe. Die meisten hatten ihren Ursprung im Wagnerhandwerk und im Kutschbau. Dies kam nicht von ungefähr, denn Jahrzehntelang dominierte Holz als Werkstoff für die Aufbauten. Ein solides Stahl Chassis trug deren gesamte Last. Diese Fahrgestelle stellten in Baden - Württemberg Magirus-Deutz, in Ulm und Daimler-Benz her, beide versahen ihre Bodengruppen auf Wunsch auch mit eigenen Aufbauten. Die Busse mit dem Stern kamen zunächst aus Gaggenau (Chassis) und Sindelfingen (Karossen), doch wurde ab 1949 die Produktion neuer Modelle nach Mannheim verlagert. Bei Magirus-Deutz zog die Omnibusfertigung zwischen 1955 und 1960 schrittweise von Ulm nach Mainz um. Die fünfziger Jahre waren von einem starken Umbruch im Omnibusbau
geprägt.
Noch bedeutsamer für die Weiterentwicklung des Verkehrsmittels
Omnibus war jedoch ein anderer Ansatz: Die konstruktive Abkopplung vom
Lastwagen. Der voluminöse Dieselmotor, der sich bislang vorne unter
einer mächtigen, separaten Haube befunden hatte, wurde ins Fahrzeug
verlegt. Er war nun entweder zwischen den Achsen unter dem Wagenboden oder
aber im Heck angeordnet. Der nächste Schritt auf diesem innovativen
Weg war dann die vollständige Loslösung von der Lkw-Technik:
Man verzichtete nun auf ein schweres tragendes Fahrgestell, auf das die
Karosserie gesetzt wurde. Stattdessen bildeten fortan Fahrwerk und Aufbau
eine Einheit - die sogenannte selbsttragende
Nicht alle Karosseriebauer konnten oder wollten jedoch das hohe Innovationstempo der fünfziger und sechziger Jahre mithalten, daher stellten immer mehr von ihnen den Omnibusbau ein. Übriggeblieben sind Ernst Auwärter und Daimler-Chrysler, außerdem Drögmöller als Volvo-Edelschmiede. Nach wie vor im Omnibusbau aktiv sind daneben aber auch die Pioniere der selbsttragenden Bauweise, die Marken Neoplan und Setra. Damit hat diese Revolution ihren Initiatoren langfristigen Erfolg gebracht. Omnibusspiegel Hanke
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